Action Teaching

Den Begriff des ‚Action Teaching‘ verwendete ich (wie auch Allan Kaprow) seit 1959. Für meine Generation, also für Leute, die ab Ende der 50er Jahre aktiv wurden, hat Robert Filliou in seinem 1970 bei Walther König erschienenen Werk „Lehren und Lernen als Aufführungskünste“ die Positionen markiert. Filliou betrieb damals in Paris seine „Galerie auf dem behüteten Kopf“. Ich traf ihn zusammen mit Daniel Spoerri mehr oder weniger regelmäßig.

Uns allen kam es darauf an, analog zum investigativen Journalismus die investigative Kunst zu entwickeln, an der sich gleichermaßen Künstler wie Publikum beteiligten. Im Happening etwa war intendiert, daß Akteure und Zuschauer in problematisierende Vorgaben einbezogen wurden, aber die Erwartungen des Publikums blieben zu stark an gesellschaftliche Ereignisformen wie Fest und Feier oder Spaßhaben bei Überbietungsauffälligkeiten gebunden.

Wir fanden, daß das Verhältnis von Aktion und Rezeption auf den Kern reduziert werden sollte: auf das Parallelswingen von Redner und Hörer, auf die Resonanz des Lehrenden im Lernenden, auf die Spiegelung des Vorgeführten in den Augen der Neugierigen, auf den Paarlauf von Künstler und Publikum. Es sollte dem Publikum nahegebracht werden, die Rezeptionstätigkeit als eine Aktivität zu verstehen und nicht länger als ein passives Aufnehmen.

Ich wählte das ‚Action Teaching’, weil das Publikum selbst in der Art, wie es rezipiert, den Sprechenden, den Rhetor, den Künstler, den Vorführenden etwas lehrt, der selbst wiederum nicht nur situativ darauf eingeht, was im Publikum passiert, sondern das Publikum als den eigentlichen Akteur fordert.

Siehe: Action teaching. Eine Privatvorlesung (1996). In: BK, S. 36 ff.; Theoreme, S. 88

Hase statt Adler. Entwurf für ein neues deutsches Staatswappen, Bild: Vergoldete Bronze-Skulptur von Silke Rehberg nach einem Konzept von Bazon Brock, 2021. Foto © Julia Zinnbauer, Wuppertal, 2.06.2021. + 23 Bilder
Hase statt Adler. Entwurf für ein neues deutsches Staatswappen, Bild: Vergoldete Bronze-Skulptur von Silke Rehberg nach einem Konzept von Bazon Brock, 2021. Foto © Julia Zinnbauer, Wuppertal, 2.06.2021.

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